Hintergrund

Grünland

Artenreiche Grünlandbestände mit natürlichen Graslandgesellschaften sind auf Grund veränderter agrarpolitischer Bedingungen seit den 50-er Jahren in Europa zunehmend im Schwinden begriffen und mittlerweile ernsthaft bedroht.

In Deutschland wie in der gesamten EU geht aktuellen Schätzungen zufolge die Nutzung des Grünlandes für die Futtergewinnung mittelfristig weiterhin um etwa ein Viertel zurück (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, 2006; Rösch et al., 2006). Die frei werdenden Grünlandflächen sollten aus soziökonomischen, landeskulturellen und naturschutzfachlichen Gründen weder brachfallen noch in Ackerland oder Wald umgewandelt werden.

Schutz…
Die Bedeutung des artenreichen Grünlandes aus Sicht des Naturschutzes verdeutlichen folgende Zahlen: allein in Hessen haben ca. 580 Sippen ihren Verbreitungsschwerpunkt im Grünland – das sind etwa ½ aller Sippen der heimischen Farn- und Samenpflanzen. Von diesen Sippen stehen 285 auf der Roten Liste bzw. der Vorwarnliste (inkl. G und R) (NOWACK, 2008). Daher sind viele dieser Flächen unter den besonders schützenswerten Habitaten der NATURA 2000 Rahmenrichtlinie (link) gelistet.

Die Bedrohung für den Artenreichtum dieser Graslandflächen ist konträr:

  • Auf der einen Seite droht ihre Intensivierung zur Anpassung an die Erfordernisse einer Hochleistungsmilchwirtschaft bzw. ihre Umnutzung und Intensivierung als Ackerland
  • Auf der anderen Seite droht ihre Nichtnutzung durch Brachfallen und einsetzende Bewaldung mit einhergehendem Biodiversitätsverlust.

… versus Nutzung?
Durch menschliches Wirtschaften als Kulturlandschaft entstanden, bedarf es zur Erhaltung artenreichen Graslands einer alternativen, kontinuierlich extensiven Nutzung. Sie erfordert ein auf die Lebensraumtypen abgestimmtes Mahdsystem. Auf Grund seiner Eigenschaften (hoher Zellulose- und Ligningehalt, hoher Mineralstoffgehalt) ist diese Biomasse weder für die gängige Hochleistungs-Milchviehwirtschaft noch für die Nutzung in konventionellen Biogas- oder Verbrennungsanlagen geeignet. Der Biogasanlagenboom, den das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland ausgelöst hat, ist daher an Grünland-dominierten Gebieten vorbeigegangen. Weitere Gründe sind:

  • Das geringe Ertragspotential von Extensivgrünland verglichen mit z.B. Silagemais
  • Mehrfach notwendige Ernten während einer Wachstumsperiode
  • Die veränderliche Qualität der Biomasse
  • ökonomische Ineffizienz auf Grund inadäquater Wärmenutzungsmöglichkeiten
  • Geringe Verfügbarkeit von Rindergülle als Kosubstrat für die Fermentation (abnehmende Tierbestände und intensivere Weidehaltung der verbliebenen Tiere)

Um einer kostenpflichtigen Entsorgung des anfallenden Grünguts bei der Pflege der NATURA-2000-Flächen zu entgehen, sind alternative Konzepte notwendig. Sie verlangen nach einer kostenoptimierten, verlässlichen Verwertung stark ligninhaltiger Grünlandaufwüchse ohne zusätzliche Verwendung von Rindergülle. Hier setzt PROGRASS an.

Literatur:
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft (2006): Energetische Verwertung von Biomasse zu Biogas, www.umwelt.sachsen.de/de/wu/Landwirtschaft/lfl/inhalt/
download/Divers_Kap_Biogas.pdf

Rüsch C., Raab K., Stelzer V. (2006): Potenziale der Biogasgewinnung aus Gras von Überschussgrünland in Baden-Württemberg. Bioenergienutzung in Baden- Württemberg

Auf dem Weg zum nachhaltigen Ausbau, Tagung vom 13. Februar 2006, Stuttgart, www.itas.fzk.de/deu/lit/2006/roes06a.pdf

Nowak, B. (2008): Die neue Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Hessens (Vortrag vom 04.12.2008). www.na-hessen.de/downloads/08n139rotelistenowak.pdf